Ist es nicht so, dass ihr Menschen, die ihre Homosexualität leben, verurteilt? swap_horiz

In der Bruderschaft des Weges gibt es nicht nur homosexuell empfindende Männer. Es handelt sich um eine Gruppe von Männern, denen immer wieder Konflikte im Bereich ihrer Sexualität begegnet sind. Manche empfinden homosexuell, manche heterosexuell, und wieder andere sehen sich dazwischen. In der Bruderschaft werden sie so angenommen, wie sie sind.

Viele Brüder haben im Laufe ihres Lebens festgestellt, dass sie einen Teil der Sexualität, die sie in sich vorgefunden haben, nicht ausleben möchten, da sie sich dabei nicht wohl fühlen oder das Ausleben negative Auswirkungen auf ihre Persönlichkeit und ihr Leben hat (z.B. Entstehung von Depression). Für sich persönlich hat jeder der Brüder daher entschieden, auf bestimmte Aspekte seiner Sexualität zu verzichten. Das heißt aber nicht, dass die BdW sexuelle Handlungen anderer Menschen verurteilt. Die Mitglieder der BdW sind erwachsene Menschen, von denen jeder für sich selbst eine Entscheidung für sein Leben getroffen hat. Mit dem Lebensstil anderer Menschen hat das nichts zu tun.

Antworten der Brüder:

„Wer meinen Lebensstil als implizites Othering bzw. Diskriminierung von Schwulen definieren möchte, dem kann ich schwer etwas entgegnen. Und ich glaube auch, dass ich tatsächlich Männer mit einer schwulen Identität wegen meines eigenen Lebenswegs nicht gut verstehe. Aber mein Lebensstil diskriminiert sie genauso wenig, wie der ihre mich diskriminiert.“

„Machen sich denn homosexuelle Menschen, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, Gedanken darüber, dass sie mich mit ihrem Lebensstil diskriminieren? Nein! Sie haben die Freiheit, so zu leben, und ich nehme mir die Freiheit, so zu leben.“

„Keineswegs! Jeder darf selbst für sich entscheiden, wie er mit seinen homosexuellen Empfindungen umgeht. Ich selbst stehe zu meiner Entscheidung, diese Empfindungen nicht auszuleben. Jeden, der da eine andere Entscheidung für sich trifft, respektiere ich voll und ganz.“

„Gegenfrage: Diskriminiert nicht die Tatsache, dass es praktisch nur affirmative Beratungsangebote gibt und geben darf, Menschen wie uns in der Bruderschaft, die einen anderen Weg gehen und ihre Sexualität reflektieren wollen?“

„Nein, denn ich werte niemanden in seinem Lebensstil ab. Jeder hat das Recht, seinen Lebensstil zu wählen. Ich auch. Umgekehrt sollte die Frage erlaubt sein: Wie kommt man darauf, dass Enthaltsamkeit eine Diskriminierung von anderen sein könnte?“

„Nein, wieso? Die LGBT Bewegung nimmt für sich selbstverständlich in Anspruch, für gelebte Homosexualität in unserer Gesellschaft einzustehen. Ich nehme für mich in Anspruch, ein Anstoß für jene zu sein, die wie ich an ihrer Sexualität zweifeln. Ein Anstoß zu sein, versteht die LGBT Bewegung nicht als Diskriminierung anderer. Ich verstehe mich daher auch nicht als Diskriminierung anderer. Denn ich kenne zu viele Menschen, die ihren Platz nicht in der LGBT Community finden können. - Der Vorwurf der Diskriminierung ist der Versuch, mich mundtot zu machen, vielleicht weil mein Lebensstil Fragen für das Leben von andere aufwirft. Gleiches will ja auch die LGBT Bewegung erreichen. Warum sollte das eine legal und das andere illegal sein?“

„Es ist gut, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der jeder frei seine Entscheidungen treffen kann. Deshalb akzeptiere und toleriere ich die Entscheidungen meiner Mitmenschen. Dies wünsche ich mir auch von ihnen. Meine Entscheidung ist zunächst eine sehr persönliche, die niemand anders diskriminiert, genauso wenig, wie eine Entscheidung zu einem gleichgeschlechtlichen Lebensstil eines anderen mich diskriminiert.“

"Ich selbst verurteile niemand. Ich möchte aber auch nicht ständig verurteilt oder beurteilt werden. Das werde ich aber. So ist es selbstverständlich von einem Menschen, der früher heterosexuell gelebt hat und heute homosexuell empfindet, als Homosexueller zu sprechen. Was für mich in Ordnung ist. Es heisst dann: In Wirklichkeit war er immer schon homosexuell! Ich aber, der früher homosexuell gelebt hat und heute heterosexuell lebe, werde entweder als homophob oder als ein Mensch definiert, der seine wahre, homosexuelle Identität unterdrückt. Das nenne ich Diskriminierung. Und leider ist diese gesellschaftsfähig geworden."