Stellungnahme: Zum Artikel "Homo Heiler": Die Angst wächst swap_horiz

Zum Artikel in "Beobachter" 20. Nov. 2020 - S. 25 von Sophie Glaser

"Deutschland verbietet es, Homosexuelle zu "therapieren". Ein umstrittener Verein hat sich bereits in die Schweiz verschoben." Zu dem Artikel, den die Journalistin Sophie Glaser in der Publikation "Beobachter" veröffentlicht hat, nehmen wir wie folgt Stellung:

1. Im Artikel wird über die "Bruderschaft des Weges" gesprochen, die auf ihrer Homepage klar zum Ausdruck bringt, dass sie eine eigenständige Gemeinschaft von Männer ist, die ihre Sexualität konflikthaft erleben, oder die aus Gewissens- und Glaubensgründen ihre sexuelle Orientierung nicht in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft verwirklichen wollen. Es ist der Homepage ebenfalls zu entnehmen, dass die Bruderschaft des Weges in keiner Form psychologische Beratung oder Psychotherapie anbietet. Ebenfalls bietet die Bruderschaft des Weges keine Seminare oder sonstigen öffentlichen Veranstaltungen an. Die Bruderschaft des Weges ist eine reine "Lebensgemeinschaft" in der Menschen Alltag und Glaube miteinander teilen und leben. - Es ist daher falsch, die Bruderschaft des Weges als "Homo-Heiler" zu betiteln.

2. Im Artikel versucht Frau Glaser durchgängig, der Bruderschaft des Weges nachzuweisen, dass sie mit falschen Karten spielt, und dass es sich in Wirklichkeit um eine Organisation verkappter "Homo-Heiler" handelt. So weist der Artikel auf die Zeugnisse einiger Brüder hin, die auf der Homepage der Bruderschaft veröffentlicht wurden. Es werden die dort geschilderten lebensgeschichtlichen Hintergründe in Richtung einer Theorie der Entstehung von Homosexualität gedeutet. Diese Theorie wird aber in keinem der Zeugnisse tatsächlich behauptet. Vielmehr spiegeln die Zeugnisse persönliche Äußerungen von einzelnen Brüdern der Gemeinschaft und stellen den Versuch dar, das eigene Innere und die Beobachtungen in Bezug auf eine selbsterlebte sexuelle Orientierung in Worte zu fassen. Somit sprechen aus den Zeugnissen nicht Psychologen, sondern Menschen, die über ihr Leben reflektiert haben. Ihre Absicht ist, ihre Beobachtungen und Wahrnehmungen zu teilen, nicht aber Aussagen über eine Theorie zu machen. - Es ist daher eine Unterstellung, wenn der Artikel daraus die "Befeuerung" einer Theorie von Homosexualität macht.

3. In der Bruderschaft des Weges leben nicht nur Menschen, die gleichgeschlechtlich empfinden, sondern auch Menschen, die ausschließlich heterosexuell empfinden. Ebenso verstehen sich die Mitglieder der Gemeinschaft als Betroffene und nicht als Fachleute oder Berater etc. Dies kann der Startseite der Homepage entnommen werden. In der Bruderschaft des Weges haben sich daher Menschen verbunden, die ihre "Sexualität konflikthaft" empfinden. - Der Artikel erweckt dagegen den Eindruck, es handelt sich bei der Bruderschaft um eine Gruppe von Fachleuten oder Beratern. Dies ist eine irrige Annahme.

4. Indem der Artikel die Bruderschaft des Weges im Titel mit "Homo-Heilern" in Verbindung bringt, unterstellt er gleichzeitig, dass es in der Bruderschaft um "Heilung" gehe. Dieser Behauptung widerspricht allein schon die Tatsache, dass in der Bruderschaft Menschen mit allen möglichen Formen sexueller Orientierung, nicht-heterosexueller und heterosexueller leben. Ebenso widerspricht dieser Behauptung auch die Tatsache, dass es Zeugnisse gibt, in denen Menschen davon reden, dass sich in ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung nichts verändert ist, sondern dass sie mit ihr leben wollen und dafür den Ort der Bruderschaft gewählt haben.

5. Der Artikel unterstellt der Bruderschaft, dass sie doch "Beratung" oder "Psychotherapie" durchführen würde, indem er auf Aussagen in Zeugnissen hinweist, wo Menschen von therapeutischen Erfahrungen sprechen. Wir stellen klar, dass die Erfahrungen alle außerhalb der Bruderschaft gemacht wurden. - Der Artikel vermittelt daher zu Unrecht den Eindruck, dass die Bruderschaft doch verdeckt Therapien oder psychologische Beratungen durchführen würde.

6. Es ist zudem falsch, dass der Verein idisb e.V., aus dem die Bruderschaft hervorgegangen ist, aus dem us-amerikanischen Verein "Desert Stream" hervorgegangen ist. Wie in der Historie auf der Homepage des Vereins idisb nachgelesen werden kann, hatte die Gründung des Vereins zunächst nichts mit Desert Stream Ministries in den USA zu tun. Zu einer zeitweisen Zusammenarbeit kam es erst nach der Gründung des Vereins. Wie man auf der Homepage des Vereins idisb aber ausführlich nachlesen kann, hat man sich nicht nur aus dieser Zusammenarbeit wieder gelöst, sondern man hat auch dafür gesorgt, dass das us-amerikanische Konzept in Deutschland, der Schweiz und in Österreich nicht mehr verwirklicht wird. Grund war u.a., dass dieses Konzept unterschwellig eine Veränderung von gleichgeschlechtlicher Orientierung verspricht, was nicht haltbar ist. Auch gab es erhebliche inhaltliche Anfragen an das Konzept, weshalb die Zusammenarbeit aufgekündigt wurde. - Der Artikel ist an dieser Stelle falsch und ungenau recherchiert und beachtet auch nicht die Quellen, die von der Auseinandersetzung mit dem us-amerikanischen Konzept auf der Homepage des idisb e.V. berichten.

7. Es wird im Artikel zudem behauptet, dass man Kontakt mit der Bruderschaft des Weges aufgenommen habe. Allerdings liegt uns bis zur Stunde weder ein Anruf noch eine Email noch sonst eine Anfrage vor, weshalb es nicht stimmt, dass die Bruderschaft des Weges auf eine Anfrage nicht reagiert hätte.

8. Insgesamt stellt der Artikel unterschiedliche falsche Bezüge her, allein mit dem Ziel, dem Leser zu vermitteln, es gäbe in der Schweiz eine Bedrohung von "Homo-Heilern", die aus Deutschland übersiedeln würden. Leider baut der Artikel damit eine Art Verschwörungstheorie auf, indem er Quellen, an den Tatsachen vorbei, höchst eigenwillig interpretiert. Dass es sich bei der Bruderschaft des Weges um Menschen handelt, die eine persönliche Lebensentscheidung getroffen haben, wird im Artikel missachtet. Der Artikel ist daher geeignet, die Menschen, die sich in der Bruderschaft des Weges zusammengeschlossen haben, zu diskriminieren. Gleichzeitig wird die persönliche Lebensentscheidung von Menschen für ein politisches Ziel instrumentalisiert, was ethisch höchst verwerflich ist. - Wir als Bruderschaft des Weges fordern die Herausgeber der Publikation Beobachter daher dazu auf, den Artikel richtig zu stellen, um Schaden von Menschen abzuwenden, die in einer Gemeinschaft nichts anderes wollen, als Leben und Glauben zu teilen.