Entgegnung zum Artikel - Umstrittene Bruderschaft kommt in die Schweiz swap_horiz

Umstrittene Bruderschaft kommt in die Schweiz - 26.5.2020 - Kat.ch (https://www.kath.ch/newsd/umstrittene-bruderschaft-kommt-in-die-schweiz/)

Es ist schade, dass eine Gemeinschaft von Menschen im Artikel von Ueli Abt unter einer Lawine von Vorwürfen und seltsam hergestellten Zusammenhängen begraben wird. Dabei fängt der Artikel gut an und stellt richtig dar, die Bruderschaft des Weges ist eine Gemeinschaft von Männern, die ihre Sexualität konflikthaft erleben.

Es ist auch richtig, dass die Bruderschaft sich vom Hauptverein idisb e.V. abgetrennt hat, um die Ergebnisoffenheit, mit der die Beratungen bei idisb durchgeführt werden, zu wahren. Diese Trennung war schon lange geplant. Jetzt ist sie - wie der Artikel richtig darstellt - aber durch das Gesetz zum Verbot von Konversionsbehandlungen beschleunigt worden.

Zwar bietet weder der IdiSB e.V. Konversionsbehandlungen an, noch will die Bruderschaft mehr sein als eine Gemeinschaft. Dennoch sah ein Strafrechtler eine Gefahr für die Zeugnisse, die die Männer der Bruderschaft über ihr Leben geben. Denn, nach seiner Meinung, kann ein Mensch dann der Werbung für Konversionsbehandlungen bezichtigt werden, wenn er Schritte seines ganz persönlichen Lebensweges in der Öffentlichkeit teilt. Werbung aber ist nach dem jetzt in Deutschland verabschiedeten Gesetz eine Ordnungswidrigkeit.

Diese Zuspitzung kann aus dem Gesetz gemutmaßt werden, weil man dort einen Begriff von Konversionsbehandlung zugrunde gelegt hat, der alles Mögliche implizieren kann. - Nach Ansicht der Bruderschaft des Weges werden damit aber ganz persönliche Erfahrungen und Berichte in die Nähe einer kriminellen Handlung gerückt. Und darin besteht der eigentlich Skandal.

Wer, wie Bruno Fluder, der Bruderschaft vorwirft, dass sie „de facto Menschenrechte verletzen“, muss sich nun aber fragen lassen: Warum verletzt eine Gemeinschaft von Männern dann Menschenrechte, wenn sie über ihr Leben erzählt? Warum verletzt sie Menschenrechte, wenn sie für sich in Anspruch nimmt, über ihre Sexualität selbständig nachzudenken? Warum verletzt sie Menschenrechte, wenn sie darauf hinweist, dass es neben der Gruppe der eindeutig und manifest homosexuell Empfindenden, auch Menschen gibt, die zwischen Homosexualität und Heterosexualität empfinden und deshalb einen Konflikt in ihrem Leben beobachten?

Und wenn der Verein IdiSB e.V. sich Menschen öffnet, die ihre Sexualität konflikthaft empfinden, was ist daran genau verwerflich? Hat sich der Verein nicht seit über 15 Jahren deutlich genug von Konversionsbehandlungen abgegrenzt? Weist der Verein nicht deutlich genug auf seiner Homepage aus, welche Konflikte Menschen in ihrer Sexualität empfinden können? Dürfen Menschen, die sich in ihrer Sexualität unsicher sind, keinen Konflikt mehr empfinden? Oder darf für traumatisierte Menschen Sexualität nicht mehr schwierig und verwundet sein? Darf jemand, der verheiratet ist und zwischen einer heterosexuellen und homosexuellen Anziehung steht, keine Fragen mehr stellen? Zum Beispiel die Frage: Wie geht es mit meiner Beziehung zu der Frau weiter, mit der ich Kinder habe? Wie geht es mit der Beziehung zu dem Mann weiter, den ich ab und an date, und der das Gefühl hat, nur ein Lückenbüßer zu sein?

Von solchen und ähnlichen Konflikten berichten auch andere Vereine und Organisationen, die Menschen mit konflikthafter Sexualität begleiten. Wenn man aber hinter dem Stichwort „konflikthafte Sexualität“ immer nur „Homosexualität“ verstehen will, oder wenn man hinter Begleitung „Konversionsbehandlung“ lesen will, dann kann man die Vorwürfe von Bruno Fluder verstehen. - Das geht aber an allem vorbei, wofür das IdiSB steht!

Fluder scheint sich aber in seiner Auffassung von dem, was der IdiSB e.V. ist, schon festgelegt zu haben: der IdiSB e.V. ist fundamentalistisch. Und die jährlich neu aufkommenden Organisationsformen sind nicht mehr, als der Beweis, dass der Verein etwas zu verbergen hat. Fluder übersieht leider, dass die Bezeichnungen ESSB, Reise zum Mannsein etc. Arbeitszweige sind, die auf der Homepage sehr differenziert dargestellt sind und auch sonst immer als unterschiedliche Betätigungsfelder ausgewiesen werden. - Was beabsichtigt Fluder mit einer so verwirrenden Darstellung außer, dass er nie auf die Menschen in der Bruderschaft eingeht, nie über ihre Lebensschicksale redet und tunlichst vermeidet, dem Faktum ins Auge zu sehen, dass die Bruderschaft keine Organisation mit politischen Absichten ist, sondern eine Gemeinschaft von Christen, die für sich das Recht in Anspruch nehmen, mit dem Thema Glaube und Sexualität zu ringen.

Dass das aber etwas ist, was schädlich sein kann, macht Ueli Abt dann am Ende noch durch eine Box im Artikel deutlich, indem die Bruderschaft des Weges und die Schädlichkeit von Konversionsbehandlungen unter die Überschrift gestellt werden: Schädlichkeit nachgewiesen. - Ist das nicht etwas zu viel der Meinungsmache und nicht etwas, das für schlechten Journalismus spricht?

Der Artikel ist geeignet, die persönlichen Gefühle aller Mitglieder der Bruderschaft zu verletzen! Dies könnte nur dadurch wieder gut gemacht werden, dass sich Bruno Fluder, Roman Heggli und Ueli Abt zu einer Begegnung mit den Männern der Bruderschaft des Weges bereit erklären!