Leser Briefe - Zum Schweigen gebracht swap_horiz

Keine Leserbriefe oder Kommentare veröffentlicht!

Es ist schon erstaunlich: Da schreibt eine der größten Zeitungen der Schweiz einen Artikel mit lauter Behauptungen und Vermutungen über die Bruderschaft des Weges und stellt sie als Verein dar, der "Konversionsbehandlungen" anbietet und ist noch nicht einmal bereit, einen Leserbrief oder einen Kommentar online zu stellen. Hat das noch was mit wahrheitsgemäßer Berichterstattung zu tun?

Weil der Tages-Anzeiger die Leserbriefe der Brüder der Bruderschaft des Weges nicht abdruckt, tun wir es heute hier. In der Hoffnung, dass sie wahrgenommen werden.

Marcel - Ich erwarte Toleranz

Sehr geehrtes Tagesanzeiger-Team, ich schreibe Ihnen aufgrund des Artikels von Simon Widmer „Für sie ist Homosexualität nu ein Symptom“. Ich selbst bin Mitglied der Bruderschaft des Weges und selbst homosexuell empfindend. Ich finde Ihren Artikel eine Frechheit. Sie behaupten Dinge über mich und über die Bruderschaft des Weges, die so nicht stimmen und von denen Sie keine Ahnung haben.

Zum Beispiel behaupten Sie, ich würde Homosexualität nur als Symptom sehen. Woher bitte wollen Sie wissen, wie ich über Homosexualität denke? Was würden Sie sagen, wenn ich wahrheitswidrige Dinge über Ihre Zeitung veröffentlichen würde?

Ich will Ihnen meinen Ärger kurz erklären. Ich bin wie gesagt selbst homosexuell empfindend und habe in der Bruderschaft des Weges einen Ort gefunden, in dem ich mit diesen Empfindungen akzeptiert bin und verstanden werde (Akzeptanz und Verstandenwerden sind übrigens Dinge, die sich die Schwulenlobby wünscht, aber Menschen wie mir verbieten möchte – Toleranz ist etwas anderes). Ich selbst kenne es, aufgrund meiner Lebensgeschichte und meiner homosexuellen Gefühle am Rande zu stehen. An den Rand stellen Sie mich nun mit Ihrem Artikel wieder. Sagen nicht die meisten heute, dass man eine gerechte und tolerante Gesellschaft möchte?

Ich bin heute froh, die Gemeinschaft der Bruderschaft des Weges zu haben. Wir sind uns gegenseitig eine große Hilfe und Stütze. Umso betroffener macht es mich, dass Sie uns nun einfach mal so als fundamentalistisch und als Umpoler bezeichnen.

Sie sind eine der größten Tageszeitungen der Schweiz. Da hätte ich erwartet, dass Sie vorVeröffentlichung Ihres Artikels recherchiert hätten. Auf der Website von Idisb e.V. und der Bruderschaft des Weges sind unsere Erkenntnisse und Sichtweisen veröffentlicht. Ich erwarte, dass Sie meinen Leserbrief veröffentlichen und erwarte auch eine Gegendarstellung zu Ihrem Artikel.

Frank - Vielfalt wird zur Einbahnstrasse, wenn man uns verbietet

Ich melde mich auf Ihren Artikel „Für sie ist Homosexualität nur ein Symptom“ und möchte dazu Stellung beziehen. - Ich selbst kenne die Organisation „Wüstenstrom“, heute IdiSB, aus erster Hand, da ich dort über einen langen Zeitraum Beratung gesucht habe, um mich bzgl. meiner sexuellen Orientierung zu verstehen und belastende Erfahrungen meiner Lebensgeschichte zu reflektieren. Ich kann aufrichtigen Herzens bezeugen, dass ich jegliche Beratung stets freiwillig, ohne einen „Willensmangel“ in Anspruch genommen habe, ebenso wurde ich beraten: Ohne Druck oder falsche Versprechungen. Heute bin ich durch die Begleitung und Unterstützung, die ich dort erfahren durfte, zu einem anderen Menschen – aber keinesfalls umgepolt – worden. Ich erfahre in meinem Leben einen Reichtum, der auf neu gewonnener Beziehungsfähigkeit, Freiheit und Lebensorientierung beruht. Dafür bin ich zutiefst dankbar.

Den von Ihnen verwendeten Begriff „Fundamentalismus“ betrachte ich als Schimpfwort. Das IdiSB oder auch die Bruderschaft des Weges, der ich heute angehöre, hat damit nichts zu tun. Wir sind eine Gemeinschaft von Christen, die ihre Beziehung zu Gott miteinander teilen, authentisch alltagsbezogen einander ermutigen und alle in ihrer Lebensgeschichte mit Brüchen umgehen mussten und dies gerne verantwortlich tun möchten.

Mir geht es mit meinem Brief aber nicht primär darum, irgendeine Vereinigung oder Organisation in Schutz zu nehmen. Mir geht es hier zuallererst um mich: Wenn ich für mich erkenne: meine sexuelle Orientierung hat sich verbunden mit belastenden Erfahrungen meiner Biographie, und ich möchte sie nicht ausleben, weil ich das für nicht stimmig halte, dann muss das doch erlaubt sein, oder?! Dadurch stelle ich niemanden infrage, der es für sich anders entscheidet. Auch wenn ich aus Glaubensüberzeugung selbstverantwortet eine Entscheidung gegen einen homosexuellen Lebensstil treffe, dann ist das doch meine Sache. Die so oft propagierte Vielfalt wird zur Einbahnstraße, wenn so etwas nicht möglich ist. In dem Zuge macht mir die Entwicklung in Deutschland und anderen Ländern aus freiheitlicher Sicht Sorge.

Fazit: Ich fordere für mich die gleiche Akzeptanz und Freiheit, meinen Weg im Umgang mit gleichgeschlechtlicher Anziehung gehen zu dürfen, wie es auch Herr Heggli, Pink Cross u.a. für sich in Anspruch nehmen. Weiter nichts.

Das Thema wird derzeit sehr aufgeheizt und - wie ich finde – oft einseitig debattiert. Darum möchte ich nicht namentlich genannt werden.

Vielen Dank, dass Sie meiner Sicht der Situation dennoch Gehör verschaffen.

Thomas - Deutschland und Schweiz grenzt Menschen wie uns aus

Mit Erschrecken und großem Bedauern habe ich den von Ihre Zeitung veröffentlichten Artikel „für sie ist Homosexualität nur ein Symptom“ gelesen.

Ich selbst bin ein Mann, der homosexuelle Gefühle in seinem Leben kennt, aber auch das Interesse an der Frau. Jahrelang litt ich unter meinen gleichgeschlechtlichen Empfindungen und schämte mich dafür. Ich war Außenseiter und wünschte mir letztlich nichts anderes, dass ich einfach zu den andern Jungs dazugehöre und so bin wie sie. Das gelang mir allerdings nur in meiner Phantasie, wenn ich mich mit einem anderen Männerkörper verschmolz.

Ich habe für mich erkannt, dass ich für mein Leben aber etwas anderes will und brauche. Ich weiß, dass alleine ich für mein Leben Verantwortung trage. Ich habe Freunde gefunden, die mich annehmen und lieben, wie ich bin. Ich kann heute Beziehungen und Freundschaften zu Männern gestalten, ohne dabei in eine erotische Abhängigkeit zu flüchten und mich vergleichen zu müssen.

Aus meiner Sicht ist es sehr bedauerlich, dass es in Deutschland und auch der Schweiz noch immer nicht möglich ist, Menschen wie mich zu akzeptieren, die eine Lebensform wählen, die nicht dem Mainstream unserer „toleranten“ Gesellschaft entspricht. Noch erschreckender ist für mich, dass ich als Mitglied der Bruderschaft des Weges nun sogar als Fundamentalist abgestempelt und somit wieder ausgegrenzt werde.

Mir geht es um Akzeptanz meines Lebensstils, so wie auch ich andere Lebensformen toleriere.

Stefan - Wer gibt ihnen das Recht, über mich und meinen Lebensweg zu bestimmen?

Sehr geehrte Tagesanzeiger-Redaktion, Ich schreibe Ihnen bezüglich Ihres Artikels von Simon Widmer: Für sie ist Homosexualität nur ein Symptom!

Als Mitglied der Bruderschaft das Weges, um die es in dem Artikel geht., bin ich sehr enttäuscht und auch verärgert.

Sie bezeichnen uns wahrheitswidrig und beleglos als religiöse Fundamentalisten. Sie behaupten wir hielten Homosexualität für etwas, das „überwunden werden kann“. Der Aktivist Roman Heggli darf dann auch noch unterstellen, dass es bei uns keine Freiwilligkeit gebe.

Dem früheren Verein wüstenstrom, der die Gründung der Bruderschaft in der Vergangenheit unter seinem Dach unterstützt hat, unterstellen Sie „Umpolungstherapien“. - Keine der zitierten Aussagen entspricht der Wahrheit. Und für keine der rufschädigenden Behauptungen liefern Sie einen Beleg.

Ich weiß, was es heißt, als schwuler Mann Ausgrenzung zu erfahren. Wollen Sie mich heute an den Pranger stellen, weil ich heute ein anderes Leben leben möchte und homosexuellen Wünschen in mir nicht mehr nachgehe?

Wer gibt Ihnen das Recht, über mich und meinen Lebensweg, über meine Entscheidungen und eigenen Entdeckungen und meine Werte zu urteilen? Wer gibt Ihnen das Recht, mich als Fundamentalisten darzustellen, der unter sozialem Druck handelt? Wie können sie nur behaupten, dass ich Homosexualität für etwas halte, das überwunden werden kann oder sollte?

Wie ich schon mein ganzes Leben lang Menschen respektiere, egal welche Sexualität sie leben, so erwarte ich auch ein Mindestmaß an Respekt für mich und meine Empfindungen, mein Leben, meine Rechte. Dass sich der Tagesanzeiger nun mit einem so wahrheitswidrigen, verleumderisch geschriebenen Artikel gegen unsere Bruderschaft positioniert, lässt mich eine Wiederholung meiner Diskriminierungserfahrungen erleben.

Wofür die Bruderschaft das Weges steht und auch der IdiSB eV, kann ein weniger voreingenommener Journalist leicht den entsprechenden Webseiten entnehmen.

Ich bitte Sie nachdrücklich, meinen Leserbrief abzudrucken und den entsprechenden Artikel von Ihrer Webseite zu entfernen. Angemessen wäre ferner die Veröffentlichung einer Gegendarstellung!

Ralf - Ich habe recht auf ein Leben, das ich als lebenswert empfinde

Als Mitglied der Bruderschaft des Weges betrifft mich ihr Artikel sehr persönlich. Ihre Meinung kann und mag ich respektieren. Ihre Unterstellungen und falschen Darstellungen möchte ich hiermit entgegentreten. Ich empfinde seit dem mich meine Sexualität berührt homosexuell. Auch hatte ich immer den Wunsch eine normale Beziehung zu einer Frau in einer Ehe mit Kindern zu leben. Das gelang dann auch und eine Weile konnte ich ohne homosexuelle Gefühle zu haben diese Beziehung genießen. Doch das homosexuelle Gefühl kam zurück. Dies war und ist für mich konflikthaft. Dies ist der Grund warum ich mich der Bruderschaft freiwillig angeschlossen habe. Hier fand und finde ich Unterstützung für meinen Konflikt. Ich versichere Ihnen hiermit, das kein Druck oder Zwang ausgeübt wurde und wird. Für mich sind die nicht erotischen Beziehungen zu Männer, die wie ich einen Platz in unserer Gesellschaft suchen, wichtig und hilfreich. Ich hatte zu vor mehrere heftige Depressionen die durch die Kontakte verschwunden sind.

Herrn Markus Hoffman kenne ich seit 1996 und kann aus meiner Erfahrung sagen, das er niemals etwas gegen meinen Willen bis heute getan hat. Niemals wurde von Ihm Zielvorgaben oder Umpolungsversuche unternommen. Ich bin überzeugt, das das bei mir nichts bringt.

Mir ist bewusst das, dass nicht in das Weltbild der LGBT passt. Trotzdem habe ich das Recht auf ein Leben, das ich als lebenswert empfinde. Ich toleriere gerne das Weltbild der LGBT, bitte tolerieren Sie mein Weltbild.