Aufnahmefeier 2019 swap_horiz

"Ich lege heute ein Versprechen für drei Jahre ab, vor Gott und vor Euch Brüdern. Ich verspreche meinen Weg treu an der Seite Jesu zu gehen. Ich verspreche, mein Leben an der Regel der Bruderschaft des Weges auszurichten und will insbesondere in meiner Persönlichkeit wachsen. Dazu brauche ich die Gemeinschaft meiner Brüder und die Hilfe Gottes!" - So oder so ähnlich klang es, als drei Brüder zum ersten Mal vor den Altar einer kleinen Kirche im Schwarzwald traten, um dort ein Gelöbnis für die Zugehörigkeit zur "Bruderschaft des Weges" für drei Jahre abzulegen.

Der Prior, Markus Hoffmann, wies in seiner Eröffnungsansprache darauf hin, dass man sich derzeit unsicher sei, ob diese Feier auch in Zukunft öffentlich in einer Kirche durchgeführt werden dürfe. Die Signale, die die Bruderschaft des Weges, die seit 2012 besteht, derzeit aus Berlin erreichen, erschrecken. Soll es in Deutschland künftig nicht mehr möglich sein, eine individuelle homosexuelle Neigung, in einem selbstgewählten Lebensentwurf zu verwirklichen? Müssen Männer, die sowohl homosexuell wie heterosexuell empfinden, ihr Leben künftig nur noch in einem homosexuellen Lebensstil verwirklichen? Und dürfen Menschen, die ihre Homosexualität aus eigener Einsicht als nicht zu sich gehörend empfinden, ihre Sichtweise nicht mehr öffentlich bezeugen? Allein deshalb weil sich durch ihre eigene, freie Lebensentscheidung andere homosexuelle Menschen diskriminiert fühlen könnten?

Innerhalb der Aufnahmefeier wurde deutlich, dass sich homosexuelles Fühlen ganz unterschiedlich zeigen kann. So sind zwei Brüder, die ein Gelöbnis ablegten, mit einer Frau verheiratet. Sie haben in ihrem Leben eine Veränderung ihres Fühlens erleben können. Der Bruder, der zur Probe aufgenommen wurde bekannte, dass er sowohl homosexuell und heterosexuell empfinde. Und alle bekannten, dass sie die Bruderschaft des Weges als einen Ort der Freiheit und des Wachstums für ihre Persönlichkeit erleben.

Prior Markus Hoffmann beklagte, dass die großen Kirchen keine rechte Notiz von der Bruderschaft nehmen und den eigenständigen pastoralen Weg dieser Männer, die aus der Evangelische Kirche und verschiedenen evangelischen Freikirchen wie aus der katholischen Kirche stammen. Stattdessen wartet die Bruderschaft des Weges seit ihrer Gründung auf die Bestätigung eines evangelischen Pfarrers, der die Bruderschaft betreut. Genauso auf die Beauftragung eines katholischen Priesters, der die katholischen Mitglieder geistlich begleitet.

Im letzten Teil der dreistündigen Aufnahmefeier, die von Lobpreis und Predigt umrahmt war, stand die Fußwaschung, die sich die Bruderschaft als ökumenische Gemeinschaft als Zeichen der Verbundenheit mit Christus gegeben hat. Die Liturgie der Fußwaschung wurde nach altkirchlichem Vorbild liturgisch entwickelt. In ihr soll zum Ausdruck kommen was Bruderschaft ist. Sie ist zuerst eine Gemeinschaft in der Christus allen Brüder dient. Sie ist dann aber auch eine Gemeinschaft, in der einer dem anderen dient und die Last des anderen trägt.

Am Ende des Gottesdienstes wurden die Geschwister gesegnet, die auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund Zeugnis über ihren besonderen Weg geben. Dass manchen der Auftritt auf dem Kirchentag Angst macht, wurde dabei ebensowenig verschwiegen, wie die Hoffnung, dass die Bruderschaft als lebendiger Teil der Kirche wahrgenommen wird. Die Bruderschaft des Weges wird auf dem Markt der Möglichkeiten mit einem Stand vertreten sein.