Stellungnahme zum Postulat der Großräte im Kanton Wallis vom 6.9.2021 swap_horiz

Erklärung der Bruderschaft des Weges vom 17.12.2021

Im Kanton Wallis haben die Großräte Olivier Ostrini, PS/GC, Alexandre Luy, PLR/FDP, Elodie Praz, Les Vert.e.s und Françoise Métrailler, PDCVr ein Postulat erstellt, das falsche Tatsachenbehauptungen enthält, die dazu geeignet sind, die Arbeit unseres gemeinnützigen Vereins zu beschädigen. Dieses Postulat wurde am 14.12. 2021 im Kantonsrat eingebracht und nicht bekämpft und somit an den Staatsrat weitergeleitet. Wir möchten die Darstellung wie folgt richtigstellen.

Nach der begrüßenswerten Darstellung von Zwangsmaßnahmen im Bereich von sogenannten Konversionstherapien und deren negative Folgen wird dann wahrheitswidrig behauptet: „Seit Beginn der 2000er-Jahre sind in Europa auf Anregung fundamentalistischer christlicher Verbände Konversionsprogramme aufgetaucht. Infolge der in Deutschland ergriffenen Maßnahmen (Verbot von Konversionstherapien für Minderjährige) haben die wichtigsten Organisationen, die solche Programme anbieten, Deutschland verlassen und sich in der Schweiz niedergelassen (zum Beispiel: Bruderschaft des Weges oder Institut für dialogische und identitätsstiftende Seelsorge und Beratung).“

Dazu stellen wir klar

  1. Das Institut für dialogische und identitätsstiftende Seelsorge und Beratung (IdiSB) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein und hat seit fast 25 Jahren seinen Sitz in Deutschland.
  2. IdiSB hat zu keinem Zeitpunkt sogenannte Konversionstherapien angeboten oder solche beworben. Im Gegenteil: IdiSB arbeitet professionell und mit hohen ethischen Standards und im fachlichen Austausch mit Fachleuten aus den Bereichen Psychiatrie und Psychotherapie. Im Umgang mit Fragen der Sexualität lehnen wir Konzepte ab, die Menschen unter Druck setzen, sie unfrei machen, und ihnen schaden könnten. Auf unserer Webseite (www.idisb.de) haben wir ausgewiesen, dass wir uns deutlich gegen sogenannte Konversionstherapien oder -behandlungen aussprechen, und gegen jeden Versuch, die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität eines Menschen zu beeinflussen.
  3. Die Angebote des IdiSB sind an professionellen Standards ausgerichtet und sind keine religiösen Angebote. Wie die Mitarbeiter, so sind auch die Menschen, die die Angebote in Anspruch nehmen, sehr unterschiedlich geprägt in Sachen Glaubensbekenntnis, religiöser Zugehörigkeit, Glaubenspraxis. Es ist daher völlig illegitim, unseren Verein mit „christlichem Fundamentalismus“ in Verbindung zu bringen.
  4. Die Bruderschaft des Weges war ein Zweig des IdiSB und ist inzwischen ein eigenständiger Verein. Der Verein ist eine ökumenisch christliche Gemeinschaft von Männern, die aus sehr individuellen Gründen alle beschlossen haben, ihre Homosexualität nicht auszuleben. Manche von ihnen wünschen sich dadurch eine Stärkung in ihrer heterosexuellen ehelichen Gemeinschaft, andere wünschen sich, durch die Gemeinschaft trotz vollständiger sexueller Enthaltsamkeit und Singledasein ihr Lebensglück zu finden und früher erlebte Verletzungen zu überwinden. Es ist dabei nicht das Ziel, Sexualität an sich zu unterdrücken oder gar zu verändern.
  5. Die Bruderschaft des Weges ist eine geistliche Gemeinschaft und keine therapeutische Gemeinschaft. Entsprechend macht sie keine Angebote für Außenstehende. Weder intern noch extern bietet sie also Konversionsbehandlungen an oder bewirbt diese.
  6. Manche der Brüder in der Bruderschaft haben erlebt, dass sich bei ihnen im Laufe der Jahre die sexuelle Anziehung verändert hat. Einige davon sind inzwischen heterosexuell verheiratet und Väter geworden. Dies alles aber nicht aufgrund von Methoden, wie sie im Postulat beschrieben werden, sondern ganz ohne dass ihre sexuellen Empfindungen besonders fokussiert worden sind. Da nun die neue Gesetzgebung in Deutschland im sogenannten SoGISchutzGesetz sogenannte Konversionsbehandlungen und auch Werbung dafür sehr weit gefasst hat, haben die Brüder der Bruderschaft gefürchtet, dass nun bereits der öffentliche Bericht ihres eigenen Erlebens der Sexualität als strafbare Handlung aufgefasst werden könnte. Dies ist so auch auf der Webseite der Bruderschaft beschrieben (www.bruderschaft-des-weges.de). Der Grund für die Gründung des Vereins in der Schweiz war also der Wunsch, weiterhin offen über eigenes Erleben berichten zu können – und nicht, wie fälschlich im Postulat unterstellt, um Konversionstherapien anzubieten.
  7. Schließlich ist auch die Bruderschaft als ökumenische geistliche Gemeinschaft nicht „fundamentalistisch“. Alle christlichen Prägungen und Kulturen werden unter den Brüdern mit großem Respekt behandelt und Unterschiedlichkeit offen gelebt. Auch betreibt die Bruderschaft keine Mission und möchte niemanden „bekehren".

Wir unterstützen das Ziel, Politik und Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, dass Menschen aufgrund ihrer Sexualität nicht diskriminiert und nicht dazu gezwungen oder genötigt werden dürfen, ihre eigene sexuelle Orientierung abzulehnen, dagegen zu kämpfen, oder in eine vorgegebene Norm gedrängt zu werden. Für diese Freiheit streiten wir gern mit.

Peter Rechsteiner, Präsident Verein Bruderschaft des Weges

Markus Hoffmann, Prior Bruderschaft des Weges